Die Steissbeinfistel muss weg...!






„Geduscht - Blut im Wasser - Nachgeprüft - Löcher im Steiß - Gegoogelt - Oh nein, ein Riesenbatzen Fleisch muss weggeschnitten werden…!“



Wer gezielt nach Lösungen für seine Steissbeinfistel sucht, findet auf den folgenden Seiten eine Vielzahl an wertvollen Informationen, um im Wirrwarr der verschiedenen Operationstechniken den Durchblick zu behalten. Möglicherweise wird er dann feststellen müssen, dass ein "Riesenbatzen an Fleisch" gar nicht weggeschnitten werden muss, sondern eine minimal-invasive Maßnahme völlig ausreicht. Vorausgesetzt ist die Untersuchung durch einen der wenigen Chirurgen, die sich in der minimal-invasiven Steissbeinfistelchirurgie auskennen und den Erfolg von Pit Picking und Co. individuell abschätzen können.

 

 Standardoperation – das große Loch am Po


Als Standardeingriff bei der Steissbeinfistel wird weltweit und auch in Deutschland fast ausschließlich das radikale Ausschneiden des Fistelsystems mit offener Wundheilung durchgeführt. Das bedeutet, die Wunde wird nicht zugenäht, stattdessen mit Tamponaden versehen und muss langsam „offen“ heilen, da man sich davon bessere Langzeitergebnisse verspricht. Der Eingriff ist von der Technik her simpel und schnell erledigt. Er wird in der Regel in Narkose durchgeführt, nicht selten verbringen die Patienten 1 bis 2 Tage im Krankenhaus.

Für den Patienten bedeutet das:

Die Wunde muss täglich ausgeduscht und mit einer neuen Tamponade versehen werden. Aufgrund der Wundlokalisation ist es schwierig, den Verbandswechsel selbständig durchzuführen, es ist also zumindest in den ersten Wochen eine Hilfsperson nötig.  Sitzen und auf dem Rücken liegen ist in der ersten Zeit nach der Operation nicht möglich, die Wunde bereitet auch Schmerzen, was die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln erforderlich macht, insbesondere vor den Verbandswechseln. 

Hygienisch ist das alles schon so ein Sache. Ist der Verband mit Wundsekret durchtränkt, sollte er auch zwischendurch frisch angelegt werden, dann muss die Hilfsperson auch greifbar sein. Wundsekret kann sich in Unterwäsche und Lieblingsjeans finden, evtl. auch auf dem Bettlaken. Auch wenn die Wunde gut gepflegt ist, kann es gelegentlich mal etwas riechen. Nicht selten reagiert die Haut in der Wundumgebung auf Wundsekret und Pflastermaterial, wird wund und entwickelt Rötungen, Juckreiz und rote Pickelchen.

An Alltagsaktivitäten ist zumindest in den ersten Wochen nicht zu denken. Sport und sonstige Freizeitvergnügungen sind nicht möglich, die berufliche Ausfallszeit beträgt durchschnittlich einen Monat, je nach Beruf auch länger.  

Statistisch gesehen benötigt die Wundheilung 1,5 bis 3 Monate.  Es sind allerdings auch Fälle bekannt, in denen sich die Patienten bis zu einem Jahr und länger mit ihrer Wunde herumplagen mussten.

Abgesehen von der nicht vorhersagbaren Dauer der Wundheilung muss diese auch nicht ohne Komplikationen verlaufen. Sie kann stagnieren, das bedeutet, es tut sich über einen längeren Zeitraum nichts, die Wunde will partout nicht kleiner werden. Oder aber, es entstehen beispielsweise Hautbrücken zwischen den Wundrändern. Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Körper hinsichtlich der Wundheilung kapituliert und das Handtuch geworfen hat. Und so muss dann nochmals operiert werden, was den Patienten nicht nur zeitlich zurückwirft, sondern ihn auch psychisch mürbe machen kann.

Ist die Wunde dann endlich abgeheilt, kann nach Monaten oder aber auch Jahren eine böse Überraschung eintreten: Die Steissbeinfistel ist wieder gekommen, was bei bis zu 35 % der Patienten der Fall ist, die nach dieser Methode operiert werden.. 

Steissbeinfistel-Operation wie vor 70 Jahren oder lieber minimal-invasiv?


Das radikale Ausschneiden des Fistelsystems ist eine Operationsmethode, die seit 70 Jahren in fast unveränderter Technik durchgeführt wird. 

Wer von einer Steissbeinfistel betroffen ist und sich über Google informiert, wird über kurz oder lang auf Hinweise stoßen, das auch wesentlich kleinere Eingriffe für die Behandlung der Fistel in Frage kommen wie z. B. das Pit Picking. Minimal-invasive Steissbeinfistel-Eingriffe haben in erfahrenen Chirurgenhänden ausgezeichnete Ergebnisse. So führt das Pit Picking in bis zu 80 % der Fälle in kurzer Zeit zu einer dauerhaften Beseitigung des Problems bei geringfügiger Belastung des Patienten, die in der Regel nach 0 - 1 Tag ihren normalen Alltagstätigkeiten wieder nachgehen können.

Lord LucanTrephine surgery 1CC BY-SA 4.0


Quelle:
S3-Leitlinie: Sinus pilonidalis AWMF-Registriernummer: 081-009

Inhaltsübersicht











Minimal-invasive Techniken
  1. Phenol-Injektionen nach Maurice und Greenwood
  2. Verfahren nach Lord & Millar
  3. Pit Picking nach Bascom (Bascom I)
  4. Verfahren nach Moshe Gips
  5. Sinusektomie nach Soll
Exzisions-Techniken 
  1. Exzision und offene Wundbehandlung
  2. Exzision, Marsupialisation und offene Wundbehandlung
  3. Exzision und primäre Mittelliniennaht
Plastische Verfahren
  1. Plastischer Verschluss mit Z-Plastik
  2. Plastischer Verschluss nach Karydakis
  3. Cleft-lift-Verfahren (Bascom II)
  4. Plastischer Verschluss nach Limberg