Gehäuftes Auftreten von Steissbeinfisteln in der Familie

Die Steissbeinfistel ist eine erworbene Erkrankung, die durch das Eindringen abgebrochener Haare in der Gesäßfalte entsteht. Die Haare führen im Unterhautfettgewebe zu Entzündungsreaktionen, in dessen Folge ein zystenförmiger Pilonidalsinus entsteht. Von diesem Sinus aus entwickelt sich dann die eigentliche Steissbeinfistel.

Obwohl überwiegend erworben, können Steissbeinfisteln familiär gehäuft auftreten. Haben beispielsweise Geschwister eine Fistel, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fistelbildung für ein bisher erkrankungsfreies Geschwisterkind größer als in Familien, in denen die Erkrankung bisher unbekannt war. Auch die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Fistelbildung nach erfolgter Operation ist über einen Beobachtungszeitraum von 25 Jahren deutlich erhöht.



Studien ergaben, dass bei 12 % der Patienten mit Steissbeinfistel die Erkrankung bereits bei Familienmitgliedern in der Vergangenheit auftrat. Betroffen waren Väter, Mütter, Geschwister, Tanten und Onkel, Großväter und -mütter oder sogar die eigenen Kinder.

Bei knapp 40 % der Patienten mit familiärer Belastung trat die Fistel nach erfolgreicher Operation wieder auf (ohne familiäre Vorgeschichte je nach Operationsverfahren: ca. 20 % der Fälle). Dabei spielt es keine Rolle, wer in der Familie in der Vergangenheit bereits eine Steissbeinfistel entwickelt hatte.

Fazit ist, dass je häufiger eine Fistel in der Vergangenheit bei Familienmitgliedern auftrat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch bisher verschonte Familienmitglieder eine Fistel entwickeln und dass die Fistel nach einer Operation umso häufiger wieder auftritt. Die meisten Fistelrezidive treten in den ersten 5 Jahren nach der Operation auf und hier insbesondere in vorbelasteten Familien, nämlich in bis zu 50 % der Fälle.

Frühere Studien zeigten, dass die Gefahr eines Fistelrezidivs nach der Erstoperation umso größer ist, je jünger der Patient ist. Das trifft allerdings fast ausschließlich auf Mitglieder einer vorbelasteten Familie zu.


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