Um nach der Ausschneidung des Fistelsystems beim Sinus
pilonidalis mit anschließender offener Wundbehandlung die Ausdehnung der Wunde
zu verringern, wurde in den 1950er Jahren die sogenannte Marsupialisation der
Wundränder eingeführt.
Bei der Marsupialisation handelt es sich um eine chirurgische
Technik, mit der normalerweise Zysten behandelt werden. Die Zyste wird der
Länge nach aufgeschnitten und ihre beiden Schnittränder an den umgebenden
Weichteilen angenäht. Nach dem Ausschneiden des Fistelsystems beim Sinus
pilonidalis werden die Hautränder mobilisiert und an die Bedeckung des
Steißbeins genäht, wodurch die Wunde in der Pofalte in der Regel nicht breiter
als 2 Zentimeter wird. Sie muss dann wie bei der Exzision mit offener
Wundbehandlung von alleine abheilen. Der Eingriff erfolgt in Narkose und bedarf
eines kurzen stationären Aufenthalts. Die Wundpflege erfolgt wie bei der Exzision
mit offener Wundbehandlung durch tägliches Ausduschen.
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Das Auftreten erneuter Steissbeinfisteln lag bei der
Marsupialisation in Nachbeobachtungsstudien bei 10 %, die mittlere Heildauer
bei 3 bis 4 Wochen mit einer Arbeitsunfähigkeit von 0,5 bis 1,5 Monaten.
Im Vergleich zur Exzision mit offener Wundbehandlung
reduziert die Marsupialisation die Wundheilungszeit und auch die Dauer der
Arbeitsunfähigkeit bei gleichzeitig niedrigen Rezidivraten. Die für den
Patienten wenig angenehme Wundpflege bleibt jedoch erhalten. Auch ist das
kosmetische Ergebnis nicht unbedingt ansprechend. Das Annähen der Hautränder an
die Bedeckung des Steißbeins führt nahezu immer zu starken Schmerzen. In
Deutschland spielt die Marsupialisation in der Behandlung des Sinus pilonidalis
daher keine Rolle und ist nicht zu empfehlen.
Quellen:
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