Cleft-lift-Verfahren (Bascom II)


Eine Abwandlung der Karydakis-Technik ist die in den 1980er Jahren von Bascom eingeführte Cleft-lift-Methode, deren Ziel ebenfalls das Abflachen bzw. Anheben der Pofalte darstellt („cleft“ = Spalte, „lift“ = anheben). Die Schnittführung beim Cleft-lift-Verfahren unterscheidet sich ein wenig von der Karydakis-Technik, der Hauptunterscheid ist jedoch, dass der zur Defektdeckung mobilisierte Gewebelappen statt 1 cm (bei Karydakis) nur noch 2 bis 3 mm mißt.

Ein weiterer Unterscheid zur Karydakis-Technik ist, dass in der Original-Bascom-Technik das unter der Haut befindliche Fistelsystem nicht komplett entfernt wird. Stattdessen wird die Sinushöhle lediglich von entzündlichem Gewebe gesäubert. Die dahinter stehende Überlegung ist, den Gewebedefekt, der dann durch einen mobilisierten Hautlappen gedeckt werden muss, relativ klein zu halten. 



In 2007 veröffentlichte Bascom die Ergebnisse von 69 Cleft-lift-Operationen. Bei allen Patienten waren am Ende des Nachbeobachtungszeitraums von 30 Monaten die Wunden verheilt und es war bei keinem Patient eine erneute Fistel aufgetreten. Allerdings mussten 12 % der Patienten 2-mal operiert werden.


Auch in anderen Studien wurden niedrige Rezidivraten (0 bis 5 %) wie auch eine schnelle Rückkehr zu den Alltagstätigkeiten nach 2 bis 3 Wochen bestätigt. Allerdings muss auf die relativ hohen Raten an Wundheilungsstörungen zwischen 18 und 40 % nach Cleft-lift-Operation hingewiesen werden.

Vergleicht man das Cleft-lift-Verfahren mit minimal-invasiven operativen Maßnahmen bei der Steissbeinfistel, z. B. dem Pit Picking (Bascom I), treten beim Cleft-lift weniger Rezidive auf. Im Vergleich zum Limberg-Verfahren sind die Rezidivrate (erneute Fistelbildung) und die Häufigkeit an Wundheilungsstörungen in etwa gleich hoch.

Das Cleft-lift-Verfahren nach Bascom führt in etwa zu gleichen Ergebnissen wie die Karydakis-Technik, weist allerdings tendenziell eine höhere Rate an Wundheilungsstörungen auf. Die Rezidivrate ist vergleichbar mit der nach der Limberg-Plastik. Für die Praxis gilt daher, dass die Cleft-lift-Technik zur Versorgung der Steissbeinfistel als eines der plastischen Verfahren in Erwägung gezogen werden kann.  



Quellen:

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Bascom J, Bascom T (2007) Utility of the cleft lift  procedure in refractory pilonidal disease. Am J  Surg 193:606–609 (discussion 609)

Bascom J, Bascom T (2002) Failed pilonidal surgery: new paradigm and new operation leading  to cures. Arch Surg 137:1146–1150 (discussion  1151)

Karydakis GE (1992) Easy and successful treatment of pilonidal sinus after explanation of its  causative process. Aust N Z J Surg 62:385–389

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