1973 stellte der griechische Militärarzt G. Karydakis eine neue Operationstechnik zur Behandlung der Steissbeinfistel vor, die bis heute unter seinem Namen durchgeführt wird. Bei der Entwicklung seiner OP-Technik berief er sich auf die Forschungsergebnisse von Patey und Scarff in den 1940er Jahren (s. Z-Plastik), dass die Steissbeinfistel keinesfalls ausschließlich angeboren sei, sondern überwiegend durch Haare, die in der Pofalte einwachsen und unter der Haut zu einem Fremdkörperreiz führen, in dessen Folge sich Entzündungsreaktionen entwickeln können.
Karydakis´ Technik beruht auf der Überlegung, beim Ausschneiden des Fistelsystems durch den Wundverschluss die Pofalte flacher zu gestalten. Damit soll die Tendenz der Haare reduziert werden, in die Haut einzuwachsen, wodurch die Gefahr einer erneuten Fistelbildung minimiert wird. Ein wesentlicher Aspekt der Karydakis-Technik ist zudem, dass der Wundverschluss bzw. die Hautnaht seitlich neben der Pofalte zu liegen kommt. Damit sollen die gefürchteten Wundheilungsstörungen verhindert werden, die beispielsweise durch die Mittelliniennaht ausgelöst werden können.
Bei der Karydakis-Technik erfolgt eine asymmetrische, ovale Ausschneidung der Weichteile unter Mitnahme der Fisteln. Der Weichteildefekt wird dann durch einen Gewebelappen gedeckt, der nahe der Pofalte mobilisiert wird. Nach dem Eingriff liegt die Hautnaht neben der Pofalte, die flacher ist als vor dem Eingriff.
(c) Verlag: webop GmbH, Köln (www.webop.de) |
Die Erfahrungen mit der nach ihm benannten OP-Technik, die er an ca. 1700 Patienten durchführte, veröffentlichte Karydakis 1973 in einer renommierten Fachzeitschrift. Wundheilungsstörungen traten bei 8,5 % und Rezidive (erneute Fistelbildung) bei nur 1,3 % der Patienten auf. Karydakis´ Studie hatte jedoch einen Schönheitsfehler: Er konnte nur 40 % der Patienten nachuntersuchen, so dass für Wundheilungsstörungen und Fistelrezidive eine gewisse Dunkelziffer bestand. Auch seine Nachfolgearbeit aus 1992 ist wenig glaubhaft: Bei 5876 operierten Patienten will er eine Rezidivrate von < 1 % beobachtet haben, hat angeblich alle (!) Patienten nachbeobachtet, wobei die Nachbeobachtungszeit 2 bis 20 Jahre betrug.
Die Karydakis-Technik wurde dennoch von vielen Operateuren aufgegriffen, die sich mit der Sanierung von Steissbeinfisteln beschäftigen, entsprechend viele Erfahrungsberichte wurden veröffentlicht. Besonders erwähnenswert ist die Studie von Kitchen aus 1996, der über eine glaubhafte Rate an Wundheilungsstörung von 9 % und Rezidivfisteln von 4 % bei 141 nach Karydakis operierten Patienten berichtete. In den letzten 15 bis 20 Jahren wird durchgehend von Rezidivfisteln zwischen 0 und 6 % und einer Rate an Wundheilungsstörungen von 8 bis 23 % nach der Karydakis-OP berichtet.
Die Durchführung der Karydakis-Operation zeigt folgendes Video: Karydakis
Im Vergleich der Karydakis-Technik mit anderen plastischen Verfahren, z. B. der Limberg-Plastik, finden sich keine nennenswerten Unterschiede hinsichtlich Wundheilungsstörungen und erneuter Fistelbildung. Die Rezidivrate nach Karydakis-Plastik ist mit 0 bis 6 % gering und der Wundverschluss erlaubt eine schnelle Rückkehr in den Alltag. Steht die Sanierung einer Steissbeinfistel mit einem plastischen Verfahren an, kann die Karydakis-Plastik durchaus in Erwägung gezogen werden.
Die Durchführung der Karydakis-Operation zeigt folgendes Video: Karydakis
Im Vergleich der Karydakis-Technik mit anderen plastischen Verfahren, z. B. der Limberg-Plastik, finden sich keine nennenswerten Unterschiede hinsichtlich Wundheilungsstörungen und erneuter Fistelbildung. Die Rezidivrate nach Karydakis-Plastik ist mit 0 bis 6 % gering und der Wundverschluss erlaubt eine schnelle Rückkehr in den Alltag. Steht die Sanierung einer Steissbeinfistel mit einem plastischen Verfahren an, kann die Karydakis-Plastik durchaus in Erwägung gezogen werden.
Quellen:
Karydakis GE (1973) New approach to the problem of pilonidal sinus. Lancet 2:1414–1415
Karydakis GE (1992) Easy and successful treatment of pilonidal sinus after explanation of its causative process. Aust N Z J Surg 62:385–389
Lord PH, Millar DM (1965) Pilonidal sinus: a simple treatment. Br J Surg 52:298–300
Patey DH, Scarff RW (1946) Pathology of postanal pilonidal sinus; its bearing on treatment. Lancet 2:484–486
Kitchen PR (1996) Pilonidal sinus: experience with the Karydakis flap. Br J Surg 83:1452–1455
Akinci OF, Coskun A et al (2006) Surgical treatment of complicated pilonidal disease: limited separate elliptical excision with primary closure. Colorectal Dis 8:704–709
Bessa SS (2007) Results of the lateral advancing flap operation (modified Karydakis procedure) for the management of pilonidal sinus disease. Dis Colon Rectum 50:1935–1940
Bessa SS (2013) Comparison of short-term results between the modified Karydakis flap and the modified Limberg flap in the management of pilonidal sinus disease: a randomized controlled study. Dis Colon Rectum 56:491–498
Moran DC, Kavanagh DO et al (2011) Excision and primary closure using the Karydakis flap for the treatment of pilonidal disease: outcomes from a single institution. World J Surg 35:1803–1808
Morden P, Drongowski RA et al (2005) Comparison of Karydakis versus midline excision for treatmentof pilonidal sinus disease. Pediatr Surg Int 21:793–796
Sözen S, Emir S et al (2011) Are postoperative drains necessary with the Karydakis flap for treatment of pilonidal sinus? (Can fibrin glue be replaced to drains?) A prospective randomized trial. Ir J Med Sci 180:479–482
Arslan K, Said Kokcam S et al (2014) Which flap method should be preferred for the treatment of pilonidal sinus? A prospective randomized study. Tech Coloproctol 18:29–37
Aslam MN, Shoaib S et al (2009) Use of Limberg flap for pilonidal sinus-a viable option. J Ayub Med Coll Abbottabad 21:31–33
Ersoy E, Devay AO et al (2009) Comparison of the short-term results after Limberg and Karydakis procedures for pilonidal disease: randomized prospective analysis of 100 patients. Colorectal Dis 11:705–710