Quelle: Arztbewertungsportal Jameda
Wer gezielt nach Lösungen für seine Steissbeinfistel sucht, findet auf den folgenden Seiten eine Vielzahl an wertvollen Informationen, um im Wirrwarr der verschiedenen Operationstechniken den Durchblick zu behalten. Möglicherweise wird er dann feststellen müssen, dass ein "Riesenbatzen an Fleisch" gar nicht weggeschnitten werden muss, sondern eine minimal-invasive Maßnahme völlig ausreicht. Vorausgesetzt ist die Untersuchung durch einen der wenigen Chirurgen, die sich in der minimal-invasiven Steissbeinfistelchirurgie auskennen und den Erfolg von Pit Picking und Co. individuell abschätzen können.
Standardoperation – das große Loch am Po
Als Standardeingriff bei der Steissbeinfistel wird weltweit und auch in Deutschland fast ausschließlich das radikale Ausschneiden des Fistelsystems mit offener Wundheilung durchgeführt. Das bedeutet, die Wunde wird nicht zugenäht, stattdessen mit Tamponaden versehen und muss langsam „offen“ heilen, da man sich davon bessere Langzeitergebnisse verspricht. Der Eingriff ist von der Technik her simpel und schnell erledigt. Er wird in der Regel in Narkose durchgeführt, nicht selten verbringen die Patienten 1 bis 2 Tage im Krankenhaus.
Die Wunde muss täglich ausgeduscht und mit einer neuen
Tamponade versehen werden. Aufgrund der Wundlokalisation ist es schwierig, den
Verbandswechsel selbständig durchzuführen, es ist also zumindest in den ersten
Wochen eine Hilfsperson nötig. Sitzen
und auf dem Rücken liegen ist in der ersten Zeit nach der Operation nicht
möglich, die Wunde bereitet auch Schmerzen, was die regelmäßige Einnahme von
Schmerzmitteln erforderlich macht, insbesondere vor den Verbandswechseln.
Hygienisch ist das alles schon so ein Sache. Ist der Verband
mit Wundsekret durchtränkt, sollte er auch zwischendurch frisch angelegt werden,
dann muss die Hilfsperson auch greifbar sein. Wundsekret kann sich in Unterwäsche
und Lieblingsjeans finden, evtl. auch auf dem Bettlaken. Auch wenn die Wunde
gut gepflegt ist, kann es gelegentlich mal etwas riechen. Nicht selten reagiert
die Haut in der Wundumgebung auf Wundsekret und Pflastermaterial, wird wund und
entwickelt Rötungen, Juckreiz und rote Pickelchen.
An Alltagsaktivitäten ist zumindest in den ersten Wochen nicht zu denken. Sport und sonstige Freizeitvergnügungen sind nicht möglich, die berufliche Ausfallszeit beträgt durchschnittlich einen Monat, je nach Beruf auch länger.
An Alltagsaktivitäten ist zumindest in den ersten Wochen nicht zu denken. Sport und sonstige Freizeitvergnügungen sind nicht möglich, die berufliche Ausfallszeit beträgt durchschnittlich einen Monat, je nach Beruf auch länger.
Statistisch gesehen benötigt die Wundheilung 1,5 bis 3
Monate. Es sind allerdings auch Fälle
bekannt, in denen sich die Patienten bis zu einem Jahr und länger mit ihrer
Wunde herumplagen mussten.
Abgesehen von der nicht vorhersagbaren Dauer der Wundheilung
muss diese auch nicht ohne Komplikationen verlaufen. Sie kann stagnieren, das
bedeutet, es tut sich über einen längeren Zeitraum nichts, die Wunde will
partout nicht kleiner werden. Oder aber, es entstehen beispielsweise Hautbrücken
zwischen den Wundrändern. Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Körper hinsichtlich der Wundheilung kapituliert und das Handtuch geworfen hat. Und so muss dann nochmals operiert werden, was den
Patienten nicht nur zeitlich zurückwirft, sondern ihn auch psychisch mürbe machen kann.
Ist die Wunde dann endlich abgeheilt, kann nach Monaten oder
aber auch Jahren eine böse Überraschung eintreten: Die Steissbeinfistel ist
wieder gekommen, was bei bis zu 35 % der Patienten der Fall ist, die nach
dieser Methode operiert werden..
Steissbeinfistel-Operation wie vor 70 Jahren oder lieber minimal-invasiv?
Das radikale Ausschneiden des Fistelsystems ist eine Operationsmethode, die seit 70 Jahren in fast unveränderter Technik durchgeführt wird.
Wer von einer Steissbeinfistel betroffen ist und sich über
Google informiert, wird über kurz oder lang auf Hinweise stoßen, das auch
wesentlich kleinere Eingriffe für die Behandlung der Fistel in Frage kommen wie
z. B. das Pit Picking. Minimal-invasive Steissbeinfistel-Eingriffe haben in
erfahrenen Chirurgenhänden ausgezeichnete Ergebnisse. So führt das Pit Picking
in bis zu 80 % der Fälle in kurzer Zeit zu einer dauerhaften Beseitigung des
Problems bei geringfügiger Belastung des Patienten, die in der Regel nach 0 - 1
Tag ihren normalen Alltagstätigkeiten wieder nachgehen können.
Lord Lucan, Trephine surgery 1, CC BY-SA 4.0 |
Quelle:
S3-Leitlinie:
Sinus pilonidalis AWMF-Registriernummer: 081-009