Anfang der 1990er Jahre führte Moshe Gips, ein Chirurg aus
Israel, eine weitere minimal-invasive Operationstechnik zur Behandlung der Steissbeinfistel
ein, die auf den Techniken von Lord/Millar und Bascom (Pit-Picking) basiert und
auch für fortgeschrittene Befunde in Frage kommt.
Gips verwendete bei seinem Verfahren Stanzen, an deren Ende
sich ein ringförmiges Messer befindet und die in der Dermatologie und
Zahnheilkunde gebräuchlich sind. Vor dem Eingriff, der bei ausgewählten Befunden in örtlicher
Betäubung durchgeführt werden kann, werden sämtliche Fistelöffnungen mit 0,5
bis 1,0 Millimeter dünnen Sonden untersucht, um das Ausmaß des entzündlichen
Areals unter der Haut zu ermitteln. Mit den Stanzen, deren
Durchmesser je nach Befund bis zu 9 Millimeter betragen können, werden alle
Fistelöffnungen bis tief in das Unterhautfettgewebe entfernt, der Sinus
pilonidalis eröffnet und mit Küretten von entzündlichem Gewebe und Haaren
befreit.
Die Wunden werden mit tamponierenden Verbänden versehen, sie
werden nicht vernäht. Wegen der nicht zu unterschätzenden Nachblutungsgefahr
müssen die Patienten, die sich dem Eingriff ambulant unterziehen, mindestens
eine Stunde lang nachbeobachtet werden und während dieser Zeit zwecks
Kompression des OP-Gebietes konsequent auf dem Rücken liegen.
Lord Lucan, Trephine surgery 2, CC BY-SA 4.0 |
Die Wundbehandlung besteht aus mehrfach täglichem Ausduschen,
anschließend wird ein neuer Verband angelegt. Während der Heilphase, die
mehrere Wochen dauern kann, sollte die Wundumgebung regelmäßig rasiert werden.
Ist eine Wundheilungsstörung absehbar, wird der Eingriff in ähnlicher Weise wiederholt
und die Wundhöhlen unter der Haut werden nochmals gesäubert.
Moshe Gips behandelte zwischen 1993 und 2003 rund 1400
Patienten mit Steissbeinfisteln nach seiner Methode mit einer
Nachbeobachtungszeit von bis zu 80 Monaten. Seine in 2003 veröffentlichte
Studie ist somit die größte und umfangreichste Arbeit über die
Behandlungsmethoden der Steissbeinfisteln. Die Rezidivrate seiner Technik
betrug 16 %, weitere 4 % hatten zum Zeitpunkt des letzten Kontakts nicht
verheilte Wunden.
Das Verfahren nach Moshe Gips zur Behandlung des Sinus pilonidalis
ist somit ein einfaches Verfahren, das wie alle anderen minimal-invasiven
Methoden zu einer relativ schnellen Abheilung und einem ästhetisch
ansprechenden Ergebnis führt. Vorteil ist, dass es im Gegensatz zum Verfahren
von Lord/Millar oder Bascom (Pit-Picking) auch bei ausgedehnteren Befunden
durchgeführt werden kann. Die
langfristige Heilungsrate ist höher als die der traditionellen Verfahren. Treten
Rezidive auf, kann das Verfahren bei Bedarf wiederholt werden.
Quellen:
Gips M, Melki Y et al (2008) Minimal surgery for pilonidal disease using trephines: description of a new technique and long-term outcomes in 1,358 patients. Dis Colon Rectum 51:1656–1662
Thompson MR, Senapati A et al (2011) Simple day-case surgery for pilonidal sinus disease. Br J Surg 98:198–209
Lord PH, Millar DM. Pilonidal sinus: a simple treatment. Br J Surg 1965;52:298–300