Für die Behandlung der Steissbeinfistel existieren viele Empfehlungen, die sich in zwei große Gruppen einteilen lassen. Die Einteilung beruht auf den kontroversen Ansichten hinsichtlich der Entstehung von Steissbeinfisteln.
Aus der Überlegung, der Sinus pilonidalis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung von Haut und Unterhautfettgewebe resultiert die heute vielerorts noch übliche, seit über 70 Jahren praktizierte Ausschneidung des ganzen Areals mit anschließender offener Wundheilung oder plastischer Verfahren der großen Weichteildefekte.
Die andere Überlegung sieht im
chronischen Sinus pilonidalis ein Krankheitsbild der Haare in gesunder Haut,
weshalb Verfahren angewandt werden, deren Ziel die Entfernung der Haare bzw.
Haarwurzeln ist. Dazu gehören die sogenannten minimal-invasiven Verfahren wie beispielsweise
das „Pit-Picking“, das ohne großen Weichteildefekt in örtlicher Betäubung
durchgeführt wird.
Obwohl die minimal-invasiven Verfahren in Deutschland nicht zum Standard gehören, ist bemerkenswert, dass die weniger traumatisierenden Verfahren in vielen Ländern häufig als erste Maßnahme bei der symptomatischen Steissbeinfistel angewandt werden. Die Ergebnisse dieser Verfahren sind vielversprechend.
Obwohl die minimal-invasiven Verfahren in Deutschland nicht zum Standard gehören, ist bemerkenswert, dass die weniger traumatisierenden Verfahren in vielen Ländern häufig als erste Maßnahme bei der symptomatischen Steissbeinfistel angewandt werden. Die Ergebnisse dieser Verfahren sind vielversprechend.
Übersicht über die verschiedenen Behandlungsverfahren
1. Minimal-invasive Verfahren
- Phenol-Injektion nach Maurice und Greenwood
- Lord und Millar-Verfahren
- Pit-Picking nach Bascom (Bascom I)
- Moshe Gips-Verfahren
- Sinusektomie nach Soll
2. Traditionelle Verfahren
- Exzision („Ausschneidung“) mit offener Wundbehandlung
- Exzision, Marsupialisation und offene Wundbehandlung
- Exzision mit primärer Naht in derMittelline (Pofalte)
3. Plastische Verfahren
- Plastischer Verschluss mit Z-Plastik
- Plastischer Verschluss nachKarydakis
- Plastischer Verschluss nachLimberg
- Cleft-Lift-Verfahren (Bascom II)
4. Laseranwendung
Woran wird die Ergebnisqualität gemessen?
Eine Operationsmethode wird unter
anderem daran gemessen, wie erfolgreich sie ist, das heißt, ob das gesundheitliche Problem dauerhaft durch
den Eingriff beseitigt wird. Somit ist der Krankheitsrückfall, was hier das
erneute Auftreten von Fisteln und Entzündungen bedeutet (Fistelrezidiv), ein
wichtiges Qualitätskriterium für die Operationsmethode.
Da Steissbeinfisteln häufig auftreten,
existieren entsprechend viele Studien zu den verschiedenen Behandlungsmethoden.
Problematisch ist, dass für das Kriterium „Fistelrezidiv“ - erneute Fistelbildung nach Operation – keine einheitliche
Definition verwendet wird und diese in vielen Studien auch fehlt. Auch werden viele
Zweitoperationen nicht wegen eines Fistelrezidivs durchgeführt, sondern weil die
Wunde nach der ersten Operation Probleme bereitet bzw. nicht abheilen will. Aus
Sicht der Patienten ist es unerheblich, wenn eine Zweitoperation wegen neuer
Fistelbildung oder chronischer Wundheilungsstörung erfolgt – sie stellt immer
eine Belastung dar.
Quellen:
Bascom J (1980) Pilonidal disease: origin from follicles of hairs and results of follicle removal as treatment. Surgery 87(5):567–572
Iesalnieks I, Deimel S, Kienle K et al (2011) Pit-picking surgery for pilonidal disease. Chirurg 82(10):927–931
Gips M, Melki Y, Salem L et al (2008) Minimal surgery for pilonidal disease using trephines: description of a new technique and long-term outcomes in 1,358 patients. Dis Colon Rectum 51(11):1656–1662 (discussion 1662– 1653)
Rao MM, Zawislak W et al (2009) A prospective randomised study comparing two treatment modalities for chronic pilonidal sinus with a 5-year follow-up. Int J Colorectal Dis
Sondenaa K, Anderson E et al (1992) Morbidity and short term results in a randomised trial of open compared with closed treatment of chronic pilonidal sinus. Eur J Surg 158:351–355
Sondenaa K, Nesvik I et al (1996) Recurrent pilonidal sinus after excision with closed or open treatment: final result of a randomised trial. Eur J Surg 162:237–240
Gencosmanoglu R, Inceoglu R (2005) Modified lay-open (incision, curettage, partial lateral wall excision and marsupialization) versus total excision with primary closure in the treatment of chronic sacrococcygeal pilonidal sinus: a prospective, randomized clinical trial with a complete two-year follow-up. Int J Colorectal Dis 20:415–422
Othman I (2010) Skin glue improves outcome after excision and primary closure of sacrococcygeal pilonidal disease. Indian J Surg 72:470–474
Can MF, Sevinc MM et al (2009) Comparison of Karydakis flap reconstruction versus primary midline closure in sacrococcygeal pilonidal disease: results of 200 military service members. Surg Today 39:580–586
Guner A, Boz A et al (2013) Limberg flap versus bascom cleft lift techniques for sacrococcygeal pilonidal sinus: prospective, randomized trial. World J Surg 37:2074–2080
Iesalnieks I, Deimel S et al (2013) Karydakis flap for recurrent pilonidal disease. World J Surg 37:1115–1120
Iesalnieks I, Fürst A et al (2003) Erhöhtes Rezidivrisiko nach primärem medianen Wundverschluss bei Patienten mit Pilonidalsinus. Chirurg 74:461– 468
Doll D, Krueger CM et al (2007) Timeline of recurrence after primary and secondary pilonidal sinus surgery. Dis Colon Rectum 50:1928–1934